Drei Fragen an… Eva Bachmann-Berlin, Ressortleitung Nachhaltigkeit Host City Stuttgart zur UEFA 2024

1) Frau Bachmann-Berlin, als Host City geht die Stadt Stuttgart mit gutem Beispiel voran. Wie sieht das Engagement im Bereich Klima und Umwelt genau aus? 

Bachmann-Berlin: Der Verkehrsbereich ist einer der maßgeblichen Treiber für den CO₂-Ausstoß bei einem Event wie der Fußball-EM, da beispielsweise viele Fans mit dem Flugzeug anreisen. Daher fördern wir vor Ort eine nachhaltige Mobilität, zum Beispiel über folgende Maßnahmen: Erhöhung der Taktfrequenz, kostenlose ÖPNV-Tickets für Volunteers, Stadiontickets mit 3-Tages-Bahnticket oder Steigerung der Attraktivität für Radfahrende durch 900 zusätzliche bewachte Fahrradabstellplätze.

Überall, wo es möglich ist, nutzen wir den Ökostrom der Stadtwerke Stuttgart. Der Container-Bürobau des EM-Teams ist mit einer Photovoltaikanlage bestückt und auf der Südseite mit mobilem Grün beschattet.

Im Rahmen einer Impact-Studie wird eine Klimabilanz für das Turnier erstellt, um die Maßnahmen messbar zu machen. Hierfür werden über eine Befragung der Gäste das An- und Abreiseverhalten sowie Übernachtungen abgefragt. Darüber hinaus werden Daten zum Strom- und Wasserverbrauch, zum Abfallaufkommen und gastronomischem Angebot sowie zu den mobilen Bauten erhoben.

Den Abfall in den Fan Zones reduzieren wir durch ein aufwendiges Abfallkonzept und führen ihn, wo möglich, einem Recycling oder einer Nachnutzung zu. Wir motivieren die Gäste durch nette Sprüche auf den Abfallbehältern wie „Jeder Treffer zählt!“, ihren Müll in die dafür vorgesehenen Behälter zu werfen. Wir sensibilisieren die Gäste zur Mülltrennung auch über einen Kurzfilm mit Philipp Lahm. Damit Zigarettenkippen umweltschonend entsorgt werden, gibt es in den Fan Zones recycelte und gameifizierte Taschen-Aschenbecher, immer auch mit dem Hinweis versehen, den natürlich alle schon kennen: Rauchen ist ungesund.

Zu guter Letzt spielen auch bei der EM Klimaanpassungsmaßnahmen eine wichtige Rolle. Auf dem Marktplatz und in den Fan Zones wird es zum Beispiel begrünte Sitzgelegenheiten geben, die auf natürliche Weise Schatten spenden und für Abkühlung sorgen. Ein mobiles grünes Zimmer liefert Informationen zum Thema Biodiversität zu Hause und auf dem Vereinsgelände. Wir installieren zusätzliche Trinkwasseranlagen, um die Gäste mit kostenlosem Trinkwasser zu versorgen. In Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Strahlenschutz bauen wir außerdem Sonnencremespender auf und sensibilisieren im Fan Zone TV zum Thema Hitze- und UV-Schutz.

2) Und wie sieht es im Bereich Essen und Mehrweg aus?

Bachmann-Berlin: Die Besucherinnen und Besucher dürfen sich auch auf ein Angebot gesunder Speisen freuen. In der Fan Zone auf dem Karlsplatz werden ausschließlich fleischlose Produkte angeboten. Wer möchte, bekommt aber auch die klassische Stadionwurst.

Bei der Auswahl der Gastronomiebetriebe spielte die Unterstützung von lokalen Caterern eine große Rolle, und auch Aspekte wie Regionalität und Saisonalität der Zutaten flossen in die Entscheidungsfindung ein. Zudem gibt es Vorgaben zur Vermeidung beziehungsweise Entsorgung von Abfall – mit dem Ziel, das Aufkommen zu reduzieren. Getränke werden etwa in Mehrwegbechern ausgebeben, Einzelportionsverpackungen wie kleine Milch- oder Zucker-Verpackungen müssen vermieden werden. Die Crew der EM erhält Mehrwegtrinkflaschen, um sich an Trinkwasserspendern zu versorgen. Auf diese Weise können tausende PET-Flaschen eingespart werden.

Um Lebensmittelabfälle zu vermeiden, arbeiten wir mit dem Verein Foodsharing zusammen: Ehrenamtliche „Foodsaver“ holen übrig gebliebene Speisen aus unseren Fan Zones direkt bei den Gastronomen ab.

3) Welche weiteren Informationsangebote gibt es für Gäste, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen möchten? 

Bachmann-Berlin: Auf dem Karlsplatz finden Mitarbeitende, Fans und Besucher*innen einen Nachhaltigkeitsstand. Die Stadt Stuttgart gibt dort unterschiedlichen Initiativen die Möglichkeit, sich vorzustellen. Sportvereine aus Baden-Württemberg, die nachhaltig handeln möchten, können sich am Stand etwa über die N!-Charta Sport informieren. Die N!-Charta Sport begleitet Vereine und Verbände bei der Einführung und Umsetzung eines einfachen Nachhaltigkeitsmanagements. Young Bafana sammelt aussortierte, aber noch gute Fußballschuhe für Kinder in Südafrika. Beim Tischkickerspielen mit Augenbinde macht die Nikolauspflege auf die Situation von blinden und sehbehinderten Menschen aufmerksam. Auch der Blinden- und Sehbehindertenverband informiert unter anderem über sportlichen Aktivitäten für Betroffene. Denn auch das ist Nachhaltigkeit: Dass allen sozialen Gruppen die Teilnahme an der UEFA EURO 2024 ermöglicht wird und wir alle gemeinsam ein Fußballfest feiern.

Unter folgendem Link sind weitere Informationen zu finden:

https://uefaeuro2024.stuttgart.de/nachhaltigkeit/umwelt/

Wir alle können richtig was tun für eine nachhaltige EM! Ihr wollt wissen, wie Ihr ein klimafreundliches Fußballfest zuhause veranstaltet?
Dann schaut in unsere Checkliste für ein nachhaltiges Fußballfest.

BILDNACHWEIS: IN.STUTTGART VERANSTALTUNGSGESELLSCHAFT MBH & CO.KG