20. Januar 2023, Wohnen & Elektromobilität
Modernisierung – die größten Mythen im Check
Über den Nutzen von Gebäudesanierungen kursieren immer noch diverse Mythen und Irrtümer. Vor allem in Bezug auf Dämmung und Fenster herrscht häufig Unsicherheit, ob sich die Maßnahmen lohnen. Wir gehen der Sache auf den Grund und haben die fünf häufigsten Aussagen geprüft.
Mythos 1: Zu viel Dämmung ist schlecht fürs Raumklima
„Wände müssen atmen können, sonst entsteht Schimmel.“
Falsch! Schimmel entsteht meist durch Baumängel oder falsches Lüftungsverhalten – nicht durch eine Dämmung. Im Gegenteil: Gut gedämmte Fassaden verhindern sogar Schimmel. Denn sind die Außenwände nicht ausreichend gedämmt, setzt sich die Luftfeuchtigkeit an den kalten Stellen der Innenräume ab und begünstigt dort die Schimmelbildung. Sind die Außenwände dagegen gedämmt, sorgt das für wärmere Wandflächen im Innern und verhindert, dass sich dort Feuchtigkeit sammelt.
Kommt es trotz Dämmung zu Schimmelbefall, sind meistens Wärmebrücken verantwortlich – zum Beispiel die Laibungen von Fenstern und Türen oder herausragende Beton- oder Metallteile. Eine Dämmung sollte also immer fachgerecht ausgeführt werden, um Wärmebrücken zu verhindern. Natürlich muss auch das Lüftungsverhalten angepasst werden: Mehrmals täglich stoßlüften ist bei gedämmten Gebäuden das A und O. Hier kann auch eine kontrollierte Wohnraumlüftung sinnvoll sein: Sie sorgt automatisch dafür, dass Feuchtigkeit und Schadstoffe abgeführt werden und frische Luft reinkommt.
Mythos 2: Fenster dürfen nicht zu dicht sein
„Die Raumluft muss zirkulieren können.“
Falsch! Zugige Fenster sind nicht nur ungemütlich, sondern verschwenden auch jede Menge Heizenergie. Klar: Luftzirkulation ist wichtig – aber dabei sollten Sie sich nicht auf undichte Fenster verlassen. Denn hier findet ein Luftaustausch nur rein zufällig und abhängig von den jeweiligen Wetterverhältnissen statt. Regelmäßiges Lüften ist also auch bei schlecht isolierenden Fenstern ein Muss, damit sich kein Schimmel bildet.
Gleichzeitig entweicht die Wärme durch unzureichend isolierte Fenster deutlich schneller: Sie heizen sozusagen aus dem Fenster hinaus! Verfügen die Fenster dagegen über eine moderne Isolierverglasung, spart das jede Menge Heizenergie. Wichtig ist, dass sie fachgerecht eingebaut und Wärmebrücken beseitigt werden.
Mythos 3: Dicke Mauern brauchen keine Dämmung
„Unsere Außenwände sind so dick – da braucht es keine Dämmung.“
Falsch! Natürlich entweicht die Wärme durch dickeres Mauerwerk langsamer als durch dünne Wände. Aber so einfach ist es dann doch nicht: Denn nicht die Stärke der Mauern bestimmt, wie viel Wärme durch ein Bauteil hindurchgeht, sondern der sogenannte Wärmedurchgangskoeffizient, auch U-Wert genannt. Für diesen gilt: je kleiner, desto besser.
Zur Veranschaulichung: Ein 36 Zentimeter dickes, verputztes Mauerwerk hat einen U-Wert von etwa 1,2 W/m² K (Watt pro Quadratmeter und Kelvin). Bei 60 Zentimetern Dicke liegt der U-Wert bei ca. 0,75. Der heute geforderte Wert für Außenwände beträgt allerdings 0,24 W/m² K. Dieser wird nur mit einer zusätzlichen Dämmung erreicht.
Mythos 4: Die Herstellung von Dämmstoffen benötigt zu viel Energie
„Die Produktion von Dämmstoffen benötigt mehr Energie als später eingespart wird.“
Falsch! Natürlich ergibt es Sinn zu fragen, ob sich die Dämmstoffe über den gesamten Nutzungszyklus energetisch amortisieren. Die Frage ist aber leicht beantwortet: Ja. Selbst Dämmstoffe wie Polystyrol, die bei der Herstellung deutlich mehr Energie benötigen als zum Beispiel Mineralwolle, sparen am Ende so viel Heizenergie ein, dass sich die Produktion nach nur wenigen Heizperioden amortisiert.
Dämmmaßnahmen haben bei Gebäudemodernisierungen immer noch den höchsten Stellenwert. Natürlich ist auch hier darauf zu achten, dass die Dämmung zum Gebäude passt. „Je dicker, desto besser“ ist daher nicht immer der Fall – vielmehr gilt: „Guter Dämmstoff in passender Stärke“.
Wer bezüglich der Umweltauswirkungen von Dämmstoffen Bedenken hat, kann mittlerweile auf eine große Palette an ökologischen Dämmstoffen zurückgreifen.
Mythos 5: Energetische Sanierungen lohnen sich nicht
„Sanierungsmaßnahmen haben keinen Effekt.“
Falsch! Gebäude werden über viele Jahrzehnte genutzt – entsprechend groß ist der Effekt von Modernisierungen. So steigern diese nicht nur den Wert der Immobilie, sondern senken auch die Heizkosten und machen langfristig unabhängiger von Energiepreissteigerungen. Auf lange Sicht rentieren sich die Maßnahmen also in jedem Fall.
Das gleiche gilt für den Klimaschutz: In Deutschland gibt es etwa 20 Millionen Wohngebäude, die 25 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs ausmachen. Entsprechend hoch ist der CO2-Ausstoß des Gebäudebereichs. Hier schlummert ein gewaltiges Sparpotenzial. Wer also in die Sanierung des eigenen Gebäudes investiert, spart langfristig nicht nur Kosten, sondern tut auch etwas fürs Klima.
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