klima-innovationsfonds-kontakt-sophie-mok-gruen

 

10. April 2023, Stuttgarter Klima-Innovationsfonds

Im Gespräch mit Sophie Mok

Sophie Mok ist Urban Greening Expertin von The Nature Conservancy und Projektleiterin der EFEU-Linie im Stuttgarter Klima-Innovationsfonds.

Beim Stuttgarter Klima‐Innovationsfonds werden neuartige und kreative Lösungen für eine klimagerechte Stadt gesucht und gefördert. Technische Innovationen, neue Geschäftsmodelle, Ideen und Impulse zu Bewusstseinsbildung und Verhalten – bis zu einer Million Euro stehen pro Projekt bereit. Der Stuttgarter Klima‐Innovationsfonds ist in vier Förderlinien gegliedert. Alle haben zum Ziel, den Transfer neuer Lösungsansätze in die Praxis zu unterstützen.

Frau Mok, Sie betreuen die Efeu-Linie beim Stuttgarter Klima-Innovationsfonds. Was unterscheidet die Efeu-Linie von den anderen Linien?

Die Efeu-Linie ist eine spezielle Themenlinie für Klimafolgenanpassung und naturbasierte Lösungen – das heißt, für innovative Projekte, wie wir mehr Natur in die Stadt holen und bestehende grün-blaue Infrastruktur stärken können. Ganze drei Millionen Euro aus dem Fonds sind für diesen Bereich reserviert. Gerade bei Begrünungsprojekten ist es wichtig, sie bestmöglich an lokale Gegebenheiten anzupassen. Über neue Formate können wir verschiedene Zielgruppen erreichen und relevante Multiplikatoren einbinden, um die Lösungsansätze im Stadtraum zu skalieren. Wir versuchen Antragstellende dabei nicht nur finanziell zu unterstützen, sondern auch bei der Projektentwicklung zu beraten und die Vernetzung zu relevanten Akteuren in der Stadt zu fördern.  

 

Wie kam es zu dieser speziellen Themenlinie?

Im Jahr 2022 ist Stuttgart Partnerstadt im „Europe Urban Greening Program“ der Nichtregierungsorganisation „The Nature Conservancy“ (TNC) geworden. Mit dem vom Right Now Climate Fund von Amazon geförderten Programm unterstützt TNC Städte dabei, die Klima- und Biodiversitätskrise im urbanen Raum einheitlich anzugehen. So treibt die Organisation zum Beispiel auch in Berlin gemeinsam dem Umwelt- und Naturschutzamt Charlottenburg-Wilmersdorf Projekte voran, welche die biologische Vielfalt schützen und die Klimaresilienz erhöhen. Stadtbegrünung und soziale Infrastruktur gehen dabei Hand in Hand – so wird eine hohe Akzeptanz durch aktives Engagement und öffentliche Beteiligung sichergestellt. In Stuttgart ist durch die Kooperation mit TNC die Efeu-Linie entstanden. TNC steuert 750.000 Euro an Fördermitteln bei und unterstützt über eine zusätzliche Personalstelle die Antragstellung und Projektbetreuung.

 

Welche Chancen sehen Sie in einer grüneren Stadt? 

Wir brauchen eine grünere Stadt, um uns möglichst gut für die Folgen des Klimawandels aufzustellen und ein gesundes und attraktives Lebensumfeld zu schaffen. Pflanzen helfen uns dabei, dass Niederschlagswasser auf natürlichem Wege Vorort aufgenommen wird, gereinigt wird und versickert. Über Verschattung und Verdunstung sorgen sie wiederum für angenehmere Temperaturen und vermeiden die Bildung von städtischen Hitzeinseln. Des Weiteren schafft ein begrüntes Stadtumfeld attraktive Erholungs- und Begegnungsräume, bietet Lebensraum für Insekten und Tiere, und kann neue Funktionen, wie etwa den Anbau von Lebensmitteln, wieder in die Städte bringen.

 

Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Begrünung?

In vielen Fällen stellt die Stadt einen extremen Lebensraum für Pflanzen dar. Das zeigt sich zum Beispiel bei Straßenbäumen: Sie müssen mit begrenztem Platz und Wasserverfügbarkeit, verdichtetem Boden, sowie einem oft hohen Verschmutzungsgrad (wie Streusalz, Hundekot oder Abgasen) zurechtkommen. Diese Herausforderungen verstärken sich durch den Klimawandel. Entsprechend wichtig ist es, möglichst robuste und lokal angepasste Arten zu wählen. Auch die Sicherstellung von Pflege und Bewässerung sowie der Umgang mit Flächennutzungskonflikten, sind häufige Herausforderungen bei der Begrünung von Flächen.


Wie können Förderprogramme den ambitionierten Zielen bis 2035 helfen?

In Stuttgart gibt es noch ein sehr großes Potenzial für Begrünung. Viele Straßen, Höfe, Fassaden und Dächer sind stark versiegelt. Mit der Efeu-Linie wollen wir die Entwicklung und Umsetzung von neuen Ansätzen und Ideen fördern, wie Begrünung in die Breite getragen und bestehende Herausforderungen (Pflegeaufwand, Begrünung im Bestand, Bewässerungsbedarf, Biodiversität und Artenvielfalt, Planungs- und Genehmigungsprozesse o. ä.) angegangen werden können. Auch weitere Förderprogramme der Stadt Stuttgart, wie die urbanen Grünprogramme, unterstützen Bürgerinnen und Bürger bei der Begrünung eigener Flächen. 


Zum Schluss: Welche Vision haben Sie von Stuttgart? Wie sieht Ihre Stadt 2035 aus? 

Grün und lebendig. Über eine naturnahe Gestaltung können neue Aufenthaltsorte und Angebote für die Stadtgesellschaft geschaffen werden. Urban Gardening, vernetzte Parks mit Sport- und Spielflächen bringen neue Funktionen in den Stadtraum und laden zum Verweilen ein. Begrünte Gebäude und Straßen schützen vor den Auswirkungen des Klimawandels. Auch ist Stuttgart eine Stadt am Fluss und es entstehen neue Bereiche für Menschen am Wasser. Alles in allem eine Stadt zum Wohlfühlen.


Weiter Informationen zum Klima-Innovationsfonds: https://jetztklimachen.stuttgart.de/klima-innovationsfonds

Foto: Landeshauptstadt Stuttgart

Weitere Artikel

Zum Magazin

#jetztklimachen

Du willst Deine Idee fürs Klima teilen und andere motivieren, auch etwas für den Klimaschutz zu tun? Dann mach mit bei unserer Klimaschutz-Challenge! Hier findest Du alle Infos, die Du dafür brauchst.

Jetzt mitmachen