25. September 2025, ENERGIE & WOHNEN
Hausdämmung im Faktencheck
Wer überlegt, sein Gebäude zu dämmen, hat viel Informationsbedarf. Lohnt sich eine Wärmedämmung? Wird dadurch Schimmel begünstigt? Und sind Dämmstoffe unbedenklich für Umwelt und Gesundheit? Hier finden Sie Antworten auf die fünf häufigsten Mythen zum Thema Wärmedämmung von Gebäuden.
Gebäude sind für einen Großteil des privaten Energieverbrauchs verantwortlich. Mit 70 Prozent macht die Raumwärme den größten Anteil aus. Eine Wärmedämmung kann einen erheblichen Unterschied machen. Laut einer Analyse von co2online sinkt der Heizenergieverbrauch eines Hauses durch eine Fassadendämmung im Schnitt um 31 Prozent. Das spart am Ende nicht nur einiges an Kosten, sondern auch jede Menge CO2. Dennoch halten sich einige Vorurteile rund ums Dämmen hartnäckig. Zu Recht?
Mythos 1: Es lohnt sich doch finanziell gar nicht, das Haus zu dämmen.
Dass eine Dämmung erst mal Geld kostet, ist klar. Vor allem größere Dämmmaßnahmen, wie etwa die Fassadendämmung, können schnell teuer werden. Da ist die Frage nach der Wirtschaftlichkeit gerechtfertigt. Fakt ist aber auch: Eine Dämmung hält viele Jahre – ordentlich ausgeführt mindestens 40 bis 50 Jahre. Die Energie, die in dieser Zeit durch die Dämmung eingespart wird, wiegt die Kosten daher immer auf.
Nicht zu vergessen: Da die Energiepreise beständig steigen, werden die Einsparungen durchs Dämmen auf lange Sicht immer größer. Gleichzeitig sorgen Fördermittel dafür, dass die Investition rentabler wird. Und nicht zuletzt steigern energetische Sanierungsmaßnahmen wie eine Dämmung in jedem Fall den Wert der Immobilie.
Richtig ist also: Mittel- bis langfristig lohnt sich eine Wärmedämmung immer.
Mythos 2: Das Herstellen der Dämmung benötigt mehr Energie, als sie später einspart.
Die Produktion von Dämmstoffen ist unterschiedlich energieintensiv. Ein konventioneller Dämmstoff wie Polystyrol benötigt etwa in der Herstellung deutlich mehr Energie als die ökologischen Zellulosefasern. So oder so wird die investierte Energie für Herstellung, Transport, Montage und Entsorgung aber immer über die Energieeinsparungen wieder ausgeglichen.
Wie lange dies dauert, hängt von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere vom Material und seiner Wärmeleitfähigkeit. Aber auch von der Dämmstärke: Die ersten Zentimeter Dämmung bringen immer am meisten Einsparung, danach nimmt die Wirkung kontinuierlich ab. Die Dämmung sollte also immer auch zum Haus passen – das heißt: ein guter Dämmstoff in angemessener Dicke.
Richtig ist also: Die eingesparte Energie durch die Dämmung wiegt den Energieeinsatz bei der Produktion in der Regel auf.
Mythos 3: Dämmstoffe schaden Umwelt und Gesundheit.
Wer eine Dämmung plant, macht sich oft auch Gedanken zur Wirkung von Dämmstoffen. Die gängigen verfügbaren Dämmmaterialien gelten jedoch als unbedenklich. Dafür gibt es mittlerweile einige Regelungen, die die Hersteller beachten müssen. Neue Polystyrol-Platten etwa müssen mehrere Wochen lagern, bevor sie verkauft werden dürfen. Nach spätestens drei Monaten sind die Ausdünstungen nahezu vollständig verflogen und es besteht keine Gesundheitsgefahr mehr.
Des Weiteren ist das lange Zeit zugesetzte Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan (HBCD) mittlerweile weltweit verboten. In alten Dämmungen kann es natürlich noch vorkommen, weshalb eine fachgerechte Entsorgung immer wichtig ist. Dasselbe gilt für Asbest, das früher häufig beim Dämmen eingesetzt wurde. Es ist bereits seit 1993 verboten und wird heute nicht mehr verwendet. Um die Gefahr durch Faserstoffe weiter zu minimieren, müssen zudem Mineralwolle-Dämmstoffe seit 2000 biolöslich sein – das heißt, die Fasern werden vom Körper abgebaut. Somit besteht keine Gesundheitsgefahr mehr.
In puncto Umweltwirkung kommt es vor allem auf die fachgerechte Entsorgung an, insbesondere bei altem Dämmmaterial. Der Umgang mit alten Dämmstoffen ist nur noch im Zuge von Abbruch- und Sanierungsarbeiten sowie Instandsetzungsarbeiten gegeben. Sie werden in Stuttgart auf der Deponie an einer separaten Sammelstelle angenommen und durch die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) auf einer speziell dafür eingerichteten Mineralstoffdeponie in der Region Stuttgart entsorgt. Die AWS informiert über die rechtlichen Auflagen zur Entsorgung alter Dämmstoffe.
Wer bei Gesundheit und Umwelt auf Nummer Sicher gehen will, sollte beim Kauf von Dämmstoffen auf das Umweltsiegel „Blauer Engel“ setzen. Es kennzeichnet besonders schadstoffarm hergestelltes Material. Ökologische Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen sind ebenfalls unbedenklich. Dazu zählen etwa: Schafwolle, Hanf, Zellulose oder Holzfasern.
Richtig ist also: Dämmstoffe stellen heutzutage keine Gefahr für Umwelt und Gesundheit dar. Völlig unbedenklich sind ökologische Dämmstoffe.
Mythos 4: Eine Wärmedämmung begünstigt Schimmel.
Dieser Mythos lässt sich schnell entkräften: Nein, Dämmung führt nicht zu Schimmel. Im Gegenteil! Schimmel entsteht auf Dauer vor allem an kalten Stellen, an denen die Feuchtigkeit aus der Luft kondensiert. Eine Dämmung schützt die betroffenen Stellen vor Kälte und Feuchtigkeitsbildung. Das funktioniert aber nur, wenn das Material fachgerecht angebracht wird und keine Wärmebrücken zurückbleiben.
Außerdem wichtig: Nach der Dämmmaßnahme sollte das Lüftungsverhalten angepasst werden. Empfehlenswert ist mehrmaliges Stoßlüften pro Tag, damit die Feuchtigkeit entweichen kann. Dauerhaftes Kipp-Lüften ist dagegen kontraproduktiv. Dadurch kühlen die umliegenden Wände aus, was sie wiederum schimmel-anfällig macht. Außerdem geht dabei viel Wärme verloren.
Übrigens können Wände nicht „atmen“ – wie häufig behauptet wird. Ob gedämmt oder nicht: Ein Luftaustausch erfolgt nie durch die Mauern, sondern immer nur durch Lüften.
Richtig ist also: Dämmung verhindert Schimmel – sofern sie fachgerecht angebracht ist und entsprechend gelüftet wird.
Mythos 5: Dämmung erhöht die Brandgefahr.
Hier muss unterschieden werden: Es gibt einige Dämmstoffe, die nicht brennbar sind, wie etwa Mineralwolle. Bei den anderen gibt es konkrete Vorgaben, wie damit verfahren wird. Polystyrol oder auch bestimmte ökologische Dämmstoffe können etwa durch unbedenkliche Flammschutzmittel „schwer entflammbar“ gemacht werden. Auch Verkleidungen aus nicht brennbarem Material helfen beim Brandschutz. Bei einer gewissen Größe des Gebäudes muss bei Wärmedämmverbundsystemen aus Polystyrol zudem ein sogenannter Brandriegel aus Mineralwolle eingebaut werden.
Grundsätzlich müssen Dämmstoffe strenge Brandschutzvorgaben erfüllen. Um die Brandgefahr weiter zu verringern, sollten zudem keine brennbaren Gegenstände, wie etwa Mülltonnen oder Motorräder, zu nah an der Fassade stehen. Ein Mindestabstand von ein bis zwei Metern ist zu empfehlen.
Richtig ist also: Eine Dämmung erhöht die Brandgefahr nicht, wenn die Vorgaben eingehalten werden.