20. Januar 2023, Klimaschutz im Rathaus
Drei Fragen an... Sabine Weick, Koordinatorin klimafreundliche Ernährung bei der Stabsstelle Klimaschutz
Wie kann jeder und jede einzelne am Supermarktregal aktiv das Klima schützen? Und wie innovativ ist pflanzliche Nahrung? Sabine Weick ist seit November 2022 Koordinatorin für klimafreundliche Ernährung in der Stabsstelle Klimaschutz der Stadt Stuttgart. Im Interview hat sie uns erzählt, wie groß der Einfluss von Lebensmitteln auf den Umweltschutz ist.
1) Was hat unsere Ernährung mit dem Klima zu tun?
Weick: Unsere Lebensmittel verbrauchen im Anbau, zur Produktion, beim Transport und zur Verarbeitung sehr viel Wasser und Energie. Dabei entstehen klimaschädliche Treibhausgase. Studien belegen sogar, dass rund ein Drittel der klimaschädlichen Treibhausgase auf den Ernährungssektor und zum überwiegenden Teil auf die Produktion von tierischen Lebensmitteln zurückzuführen ist.
Wenn alle Menschen so essen und konsumieren würden, wie wir hier in Deutschland, dann bräuchten wir die Ressourcen von drei Erden. Verheerend ist: Die Ressourcen werden weltweit knapper und die Bevölkerung der Erde wächst weiter. Wir müssen also dringend etwas an unserem Ess-Verhalten ändern und in unserer täglichen Ernährung steckt viel Klimaschutzpotential. Ich möchte den Ernährungssektor genauer beleuchten und – zusammen mit allen Stuttgarter*innen – nach geeigneten Maßnahmen suchen, die helfen, dem Klimawandel entgegen zu wirken.
2) Was bedeutet es, sich klimafreundlich zu ernähren?
Weick: Die Auswahlkriterien von gesunden, klimafreundlichen und umweltschonenden Lebensmitteln lassen sich wie folgt beschreiben: Sie sind rein pflanzlich, stammen aus dem Bio-Anbau, werden regional sowie saisonal geerntet und fair gehandelt. Außerdem sind sie möglichst unverpackt und gering verarbeitet.
Glücklicherweise entwickelt sich die Wahrnehmung von plant-based-Lebensmitteln und Gerichten sehr positiv. Bunte, gesunde Gerichte sind im Trend und längst in die Restaurants eingekehrt. Auch im Supermarkt gibt es eine positive Entwicklung hin zu mehr plant-based-Produkten. Und: Wir Konsument*innen erkennen, dass wir mit unseren Kaufentscheidungen das Angebot aktiv mitgestalten können.
Durch die größere Wertschätzung von Lebensmitteln kann außerdem vermieden werden, dass noch genießbare Lebensmittel im Müll landen. Die Voraussetzung für diese Entwicklung ist allerdings der Zugang zu Bildung und gesunden, nachhaltigen Lebensmitteln. Daher stehen diese Themen künftig im Fokus meiner Arbeit.
3) Wie fördern wir ein klimafreundliches Ökosystem für einen starken Wirtschaftsstandort Stuttgart?
Weick: Die plant-based-Economy bietet eine unglaubliche Chance! Verbraucher:innen suchen aktiv nach umweltfreundlichen, gesunden und tierfreundlichen Alternativen und der Markt für pflanzliche Lebensmittel und Rohstoffe ist auf dem Vormarsch. Durch Förderungen können wir solchen Start-Ups und Unternehmen einen Schub verleihen, die sich für eine klimafreundlichere Rohstoffauswahl, Produktion und Rezeptur und gegen Food-Waste einsetzen!
Hier spielt auch das Networking und der Austausch mit den Akteur*innen in der Region eine wichtige Rolle. Landwirt*innen, Unternehmer*innen, Universitäten und Verbraucher*innen können die Zukunft der Ernährung aktiv mitgestalten. Außerdem bieten öffentlich zugängliche Orte und Online-Plattformen einen passenden Rahmen, um Interessierte miteinander zu vernetzen.
Bildnachweis: LHS/meerfoto.de