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21. Oktober 2022, Energiekrise

Stadt Stuttgart will städtischen Energieverbrauch spürbar senken

Die Landeshauptstadt Stuttgart bereitet sich intensiv auf eine drohende Gasmangellage im kommenden Winter vor, hat bereits erste Maßnahmen zur Energieeinsparung getroffen und bereitet weitere Schritte vor.

Eine von der Stadtverwaltung erstellte Liste mit denkbaren Energiesparmaßnahmen umfasst viele Vorschläge, die das Ziel haben, den Energieverbrauch von Stadtverwaltung und städtischen Eigenbetrieben spürbar zu senken. 

Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper sagte: „In dieser krisenhaften Situation führt leider kein Weg an Energiesparmaßnahmen vorbei. Wir stehen vor einer großen Herausforderung für uns alle – für die Kommunen und die gesamte öffentliche Hand, für die Wirtschaft und für die Stadtgesellschaft als Ganzes. Nur gemeinsam können wir diese Aufgabe schaffen. Deswegen müssen wir mit vereinten Kräften Maßnahmen umsetzen, mit denen wir den Energieverbrauch deutlich reduzieren.“

Bereits zum 1. Januar 2022 hat die Stadt Stuttgart eine wichtige Maßnahme zur Einsparung von fossilem Erdgas vorgenommen und sich unabhängiger von Erdgaslieferungen gemacht. So hat sie den Gasverbrauch der Stadtverwaltung und der städtischen Eigenbetriebe zu 35 Prozent auf biogenes Gas umgestellt. Biogenes Gas wird aus Abfall‐ und Reststoffen, wie etwa Papierabfällen gewonnen. OB Nopper: „Mit dieser starken Umstellung auf biogenes Gas nimmt Stuttgart eine Vorreiterrolle unter den deutschen Großstädten ein. Wir haben damit bereits seit Jahresbeginn unseren Verbrauch von fossilem Erdgas um 35 Prozent gesenkt – und damit die Zielvorgabe der EU bereits erfüllt. Trotzdem wollen wir darüber hinaus angesichts der drohenden Gasmangellage weitere Energiesparmaßnahmen durchführen.“

Dafür hat die Stadtverwaltung bereits folgende Maßnahmen ergriffen oder beschlossen: Die Außenbeleuchtung für das Stuttgarter Rathaus ist seit dem 28. Juli 2022 eingestellt worden. In den Stuttgarter Freibädern gab es keine fossile Beckenwassererwärmung mehr, sondern vielmehr nur eine solche über Solarthermie oder Photovoltaik mit Wärmepumpen. In den Verwaltungsgebäuden gibt es seit längerer Zeit kein warmes Wasser mehr zum Händewaschen in den Toiletten. Eine weitere Energiesparmaßnahme wird das Garten‐, Friedhofs‐ und Forstamt umsetzen, indem in der kommenden kalten Jahreszeit die Anzucht der Blühpflanzen für das Frühjahr mit Arten vorgenommen wird, die kälteunempfindlicher sind. Damit können die Temperaturen in den städtischen Gewächshäusern gesenkt werden. Zudem werden die Bäderbetriebe die Warmbadetage in allen Stuttgarter Hallenbädern einstellen.

Beleuchtung von zahlreichen Gebäuden und Brunnen werden eingestellt

Zur städtischen Liste mit möglichen weiteren Energiesparmaßnahmen gehört auch das Abschalten der nächtlichen Außenbeleuchtung von zahlreichen öffentlichen Gebäuden. Dazu gehören unter anderem das Alte Schloss, die Markthalle, das Stadtpalais, der Tagblattturm sowie der Fernsehturm. Gleiches gilt für Kirchenbauten wie etwa die Stiftskirche oder die Johanneskirche sowie zahlreiche Brunnen wie etwa der Galatea‐Brunnen. Das Treppenhaus des Kunstmuseums wird wegen des Restaurantbetriebs in der obersten Etage auch weiterhin von außen sichtbar bis Mitternacht beleuchtet. OB Nopper: „Das Abschalten der Rathaus‐Außenbeleuchtung war nur das Startsignal für eine Vielzahl von weiteren Energiesparmaßnahmen.“

Peter Pätzold, Bürgermeister für Städtebau, Wohnen und Umwelt, erklärte: „Die stärksten Energieeinsparungen erhoffen wir uns beim Thema Heizen. Deshalb werden die städtischen Gebäude in diesem Jahr erst ab dem 1. November dauerhaft beheizt. Vorher wird die Heizung nur stundenweise in Betrieb genommen, wenn die Raumtemperatur an drei aufeinanderfolgenden Tagen die Soll‐Temperatur unterschreitet. Allein diese Maßnahme wird den städtischen Energiebedarf in diesem Jahr um ein Prozent reduzieren und damit rund 9,8 Mio. kWh an Energie einsparen. Das entspricht etwa dem 980-fachen Wärmebedarf eines 4-Personen‐Haushalts.“

Schließung städtischer Gebäude zwischen Weihnachten und Dreikönig denkbar

Zu den weiteren Maßnahmen, die noch in der Umsetzung sind, gehört unter anderem das flächendeckende Abschalten der Klimaanlagen in den städtischen Gebäuden. Klimatisiert werden künftig nur noch Gebäude, in denen dies aus medizinischen, betriebstechnischen oder konservatorischen Gründen unumgänglich ist. Eine weitere Einsparung in Höhe von zwei Prozent erwartet die Verwaltung durch die Senkung der Soll‐Temperatur in der Heizperiode um mindestens ein Grad in den über 1.300 Gebäuden der Landeshauptstadt – die Absenkung erfolgt von 20 auf höchstens 19 Grad Celsius. Des Weiteren sollen Lüftungsanlagen auf ein minimal notwendiges Niveau reduziert werden und außerhalb der Heizperiode sollen auch Luftreiniger außer Betrieb genommen werden, sofern eine Fensterlüftung möglich ist. Dabei werden die Anforderungen im Rahmen der Corona‐Maßnahmen berücksichtigt.

Zudem sollen Kühlschränke und Getränkeautomaten überprüft werden und auf die vorgegebene Temperatur für Kühlschränke von 8 Grad Celsius eingestellt werden. Eine weitere beträchtliche Einsparung an Energie zieht die Stadtverwaltung durch die Schließung möglichst vieler städtischer Gebäude zwischen Weihnachten und dem 1. Januar bzw. dem 8. Januar 2023 in Erwägung, soweit es mit den Dienstaufgaben vereinbar ist. In dieser Zeit könnte die Raumtemperatur von 19 auf 10 Grad Celsius abgesenkt werden. Ausgenommen von der Schließung wären Notdienste und der Bürgerservice. Ansonsten soll in dieser Zeit verstärkt auf Homeoffice gesetzt werden.

Weitere Maßnahmen werden intensiv geprüft

Weitere Energiesparmaßnahmen stehen abhängig von der Gasmangellage und von den Entscheidungen der Bundesnetzagentur auf dem Prüfstand: So etwa Temperaturabsenkungen in den Hallenbädern, Schließung von Saunen und Außenbecken, Schließung von einzelnen Hallenbädern, Nichtinbetriebnahme der zweiten Eisaufhalle auf der Waldau, Ausschalten von Rasenheizungen, Reduzierung von Flutlichtanlagen. Geprüft wird auch, inwieweit es möglich ist, die Straßenbeleuchtung zu reduzieren. Dabei werden insbesondere auch Sicherheitsaspekte berücksichtigt. Aktuell ist eine komplette Abschaltung der Straßenbeleuchtung in ganzen Straßenzügen oder sogar Wohngebieten nicht vorgesehen.

Größter Gasverbraucher in Verwaltung und städtischen Eigenbetrieben ist das städtische Klinikum. In einer Gasmangellage könnte dieses notfalls auf Heizöl umgestellt werden. Dies wollen Klinikum und Stadtverwaltung soweit möglich vermeiden, da eine derartige Umstellung negative Auswirkungen auf den Klimaschutz, hohe Kosten und vor allem viele Fahrten mit Tanklastzügen durch die Stadt zur Folge hätte.

Überdies plant die Stadt eine Informationskampagne für alle städtischen Beschäftigten, um durch das Verhalten im beruflichen Alltag Energieeinsparungen herbeizuführen. „Beim Energieverbrauch können durch Verhaltensänderungen jedes Einzelnen bis zu 30 Prozent eingespart werden“, unterstrich Jürgen Görres, Leiter der Energieabteilung beim Amt für Umweltschutz.

Bildnachweis: Thomas Wagner

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