16. Februar 2023, Mobilität & Wohnen
Ihre Immobilie fit für die Zukunft machen:
Photovoltaik und Elektromobilität ideal verknüpfen
Ein kluges Investment: Eigenverbrauch erhöhen und emissionsfrei mobil sein. Die Kombination aus Solaranlage und Elektromobilität macht's möglich. Attraktive Fördermittel gibt es von der Landeshauptstadt Stuttgart, für Photovoltaik und für die Ladeinfrastruktur. Wie hoch die Förderungen sind und wie Sie diese bekommen, erfahren Sie in diesem Artikel.
Die Automobilität der Zukunft ist zunehmend mit der eigenen Immobilie verknüpft: Mehr und mehr Hersteller bringen neue E-Fahrzeuge auf den Markt. Sie werden im PKW-Bereich zum Standard. Für die Kundinnen und Kunden steht dabei nach wie vor die Frage nach den Lademöglichkeiten für Ihr künftiges Fahrzeug im Mittelpunkt.
Zwar wächst das Angebot an öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur stetig, am komfortabelsten und zuverlässigsten lädt man aber auch in Zukunft dort, wo das Auto oft lange steht: auf dem eigenen Stellplatz. Gerade dann lohnt es sich zu prüfen, inwiefern Sie den nötigen Strom selbst erzeugen und damit Geld sparen können.
Die Verbindung von Elektromobilität mit einer eigenen Photovoltaikanlage bietet dann gleich mehrere Vorteile.
Warum ergibt diese Kombination Sinn?
Für Solarstrom, den Sie mit einer neuen Anlage erzeugen und ins Netz einspeisen, erhalten Sie zwischen 6-8 ct/kWh. Verglichen mit der Ersparnis gegenüber dem aus dem Netz entnommenen Strom (mit Kosten in der jetzigen Situation deutlich über 30 ct/kWh) lohnt es sich daher vor allem, den Strom selbst zu verbrauchen. Ein Auto mit elektrischem Antrieb kann den erzeugten Strom zwischenspeichern und später sinnvoll einsetzen. In den kommenden Jahren ist außerdem absehbar, dass ein Elektroauto diesen Strom auch wieder ins Haus zurückspeisen kann (so genanntes bidirektionales Laden). Heute übernimmt diese Rolle stattdessen ein im Haus installierter Stromspeicher. Mit Speicher können Sie die Eigenverbrauchsquote von circa 25% auf bis über 80% erhöhen.
Wie kommt der Solarstrom ins Auto?
Um ein Auto mit PV-Strom zu laden, können Sie eine Wallbox installieren lassen. Das Laden an einer herkömmlichen Schutzkontakt-Steckdose ist aus Sicherheitsgründen nicht zu empfehlen. Diese sind oft nicht für eine Dauerbelastung ausgelegt, mit zu geringem Kabelquerschnitt versehen oder nicht extra abgesichert. Eine Wallbox ist dagegen sicher und lässt sich auch so steuern, dass z.B. nur dann geladen wird, wenn ein Überschuss an PV-Strom vorhanden ist. So können Sie den Zukauf von teurem Netzstrom vermeiden. Dazu gibt es bereits kostengünstige und intelligente Steuersysteme, die eine ideale Zusammenarbeit von PV-Anlage und Speicher oder Fahrzeug sicherstellen. Ein Elektroinstallationsbetrieb kann Sie hier optimal beraten.
Was ist zu beachten?
Für eine Photovoltaikanlage ist u.a. das Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz EEG, relevant. Durch eine Änderung am Gesetz sind seit letztem Jahr weitere Hürden entfallen. So ist zum Beispiel keine Einkommenssteuer mehr für kleinere Anlagen fällig und es muss keine EEG-Umlage mehr entrichtet werden.
Grundsätzlich ist eine Installation von Ladepunkten und Photovoltaik im Einfamilienhaus deutlich einfacher, als beispielsweise in einer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG). Denn dort gibt es noch kein Recht auf die Installation von Photovoltaik. Trotzdem haben Sie für die Ladeinfrastruktur mehrere Möglichkeiten.
Für die Elektromobilität im Mehrfamilienhaus ist vor allem das Wohnungseigentumsmodernisierungsgesetz (WeMoG) von Bedeutung: Der Einbau einer Photovoltaikanlage stellt eine bauliche Veränderung nach §20 I Wohnungseigentumsgesetz (WEG) dar. Dasselbe gilt auch für die Ladeinfrastruktur. Eine einfache Mehrheit reicht hier für den Beschluss aus.
Mit dem WeMoG wurden die Rechte von einzelnen Eigentümerinnen und Eigentümern gestärkt: Diese können nach §20 II WEG angemessene bauliche Veränderungen zum Laden von E-Fahrzeugen verlangen. Ein Beschluss über die Durchführung in der Eigentümerversammlung ist dennoch erforderlich. Die Kosten tragen in diesem Fall die antragsstellenden Eigentümer*innen sofern nichts anderes vereinbart wird.
Jedoch ist es langfristig nicht sinnvoll, dass Einzelne nur ihre eigenen Ladepunkte durchsetzen. Vielmehr lohnt es sich, als WEG gemeinsam in die vorgelagerte Ladeinfrastruktur zu investieren, auch wenn aktuell nur wenige ein E-Auto laden möchten. So kann frühzeitig sichergestellt werden, dass eine spätere Erweiterung um zusätzliche Ladepunkte problemlos und kostengünstig möglich ist. Wenn das verbaute System darauf nicht ausgelegt ist, kann eine spätere Erweiterung zu erheblichem Mehraufwand führen: Interessierte sollten etwa darauf achten, dass verbaute Wallboxen in ein sogenanntes Lastmanagement integriert werden können. Dadurch wird verhindert, dass alle Nutzerinnen und Nutzer gleichzeitig mit voller Leistung laden. So können teure Maßnahmen, wie zum Beispiel eine Verstärkung des Hausanschlusses, vermieden werden.
Wie gehen Sie am besten an die Planung heran?
Wie rentabel Photovoltaik auf Ihrer Immobilie ist, lässt sich anhand der Karte Energieatlas BW herausfinden. Auch das Energieberatungszentrum Stuttgart oder die Erstberatung Elektromobilität der Stadt Stuttgart hilft Ihnen bei grundsätzlichen Fragen kostenlos weiter.
Je nach Art des Eigentumsverhältnisses unterscheiden sich die notwendigen Schritte. Im Einfamilienhaus können Sie sich, ggf. nach einer ersten Beratung, direkt an einen Installateur wenden. Im Mehrfamilienhaus wird es komplizierter: In einer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) ist es ratsam, zunächst Mitstreitende für eine Modernisierung zu suchen. Eine frühzeitige Beratung lohnt sich, um ein passendes Modell für den Betrieb einer PV-Anlage zu finden. In der Regel sinken auch die Kosten für einzelne Ladepunkte deutlich, wenn Sie sich die Kosten für die vorgelagerte Ladeinfrastruktur (Kabel, Sicherungen, Wanddurchbrüche etc.) teilen. Über Förderungen lassen sich Teile der notwendigen Erstinvestitionen decken.
Anschließend empfiehlt es sich, einen Besichtigungstermin mit einer Elektrofachkraft zu vereinbaren. Für die Elektromobilität wird eine Prüfung durch eine eigens zertifizierte Fachkraft, gefördert. Für diese Vorprüfung hat die Innung für Elektro- und Informationstechnik einen eingeitlichen Standard entwickelt, „Pre-Check“ genannt.
Darauf aufbauend können Sie eine erste Kosteneinschätzung für den Aufbau von Ladeinfrastruktur und eine Anbindung an Photovoltaik einholen. Für eine Photovoltaikanlage können Sie bei einem Solarteur anfragen. Auch gibt es Unternehmen, die beide Installationen gemeinsam anbieten.
Gehen Sie anschließend mit den gesammelten Informationen auf alle Miteigentümer*innen zu, suchen Sie Mitstreitende und teilen Sie Ihre Informationen. Binden Sie Ihre Hausverwaltung frühzeitig in die Planung mit ein. Sind bauliche Änderungen notwendig, sind diese früher oder später in einer Eigentümerversammlung zu beschließen. Sie können dort auch in einem ersten Schritt beschließen, ein Konzept für Photovoltaik und E-Laden durch einen Dienstleister erstellen zu lassen, das für Ihre Anforderungen ideal ist.
Gibt es eine Förderung?
Für alle vorgenannten Komponenten gibt es aktuell Förderprogramme: Vor allem im Rahmen der Stuttgarter Solaroffensive werden Ladeinfrastruktur, Zwischenspeicher und Begleitmaßnahmen bei der Photovoltaikinstallation gefördert. Wenn eine Verbindung mit PV nicht möglich ist, können Sie im Programm Privates Laden eine Förderung erhalten. Diese ist zum Beispiel für freistehende Garagenzeilen sinnvoll, die nicht aus dem Gebäude mit PV-Strom versorgt werden können.
Auch das Land fördert zusätzlich zu anderen Programmen den Kauf von E-Autos für Photovoltaikanlagenbetreiber: https://vm.baden-wuerttemberg.de/de/politik-zukunft/elektromobilitaet/foerderung-elektromobilitaet/bw-e-solar-gutschein/
Wichtig zu beachten bei fast allen Förderprogrammen: Stellen Sie einen Förderantrag immer zuerst, bevor Sie eine Installation in Auftrag geben.
Informieren Sie sich jetzt über die Möglichkeiten in Ihrer Immobilie und profitieren Sie von autarker und lokaler Energieerzeugung sowie attraktiven Fördermöglichkeiten und Beratungsangeboten.
Sie haben weitere Fragen zum Thema?
Individuelle Beratungsangebote finden Sie beim Energieberatungszentrum Stuttgart:
https://www.ebz-stuttgart.de/
Das Energieberatungszentrum bietet auch digitale Infonachmittage „Photovoltaik“ an.
Speziell bei Fragen zur Elektromobilität hilft Ihnen die Stadt Stuttgart weiter: https://www.stuttgart.de/leben/mobilitaet/elektromobilitaet/erstberatung-elektromobilitaet.php
Broschüre „Faktencheck E-Mobilität“ der KEA: Hier kostenlos herunterladen
BILDNACHWEIS: SIMON SKAFAR / GETTYIMAGES