20. Dezember 2023, #jetztklimachen-Preisträger
Der wandernde, klimafreundliche Mittagstisch im Portrait
Im Rahmen des Stadtteilprojekts „Nachhaltig im Hallschlag“ entstand der wandernde, klimafreundliche Mittagstisch. Bei dem Kooperationsprojekt von Schulcafeteria, Jugendhaus, Kindertageseinrichtung, Kirchengemeinde und Kneipe wird jeden Monat ein leckeres, gesundes Mittagessen für alle angeboten. Im Fokus steht die Sensibilisierung für nachhaltige und klimafreundliche Ernährung.
Im September 2023 belegte das Projekt den 1. Platz beim #jetztklimachen-Preis der Landeshauptstadt Stuttgart. Im Video bekommen Sie einen Einblick ins Projekt. Jury-Mitglied Timo Hildebrand war am Drehtag mit dabei und kam mit den Teilnehmenden ins Gespräch. Projektleiterin Lisa Langosch erzählte uns zudem im Interview, wie Pionierarbeit aussieht.
1) Lisa Langosch, Ihr habt mit dem wandernden Mittagstisch den #jetztklimachen-Preis 2023 gewonnen. Seht ihr euch selbst als Vorreiter für den Klimaschutz?
Lisa Langosch: Ja. Quartiersarbeit mit Verbraucherbildung zum Thema nachhaltige Ernährung zu verbinden, haben wir neu entwickelt. Es gibt bereits das Dachprojekt: „Nachhaltig im Hallschlag“, das verschiedene Aktivitäten im Stadtteil umsetzt und die Menschen im Alltag erreicht. Es ist ein ständiges Ausprobieren, wir sammeln Erfahrungen, justieren nach – gerade wenn es darum geht, wirklich was in den Köpfen zu verändern und neue Verhaltensmuster anzustoßen. Ohnehin können wir nur einen Anstoß geben und erste Impulse setzen, in der Hoffnung, dass die Leute diese für sich aufgreifen und zuhause weiterverfolgen. Wenn man genau hinsieht und nachliest, dann ist bei der Ernährung so viel im Ungleichgewicht. Wir leben doch sehr entfremdet von den Dingen.
Wir sehen beim klimafreundlichen, wandernden Mittagstisch ein großes Weiterentwicklungspotenzial. Die Rezeptauswahl und das Kochen kann man noch mehr ausweiten und dann im Prozess mit den Beteiligten ausführlicher ins Thema einsteigen. Die Johannes-Gutenberg-Schule beispielsweise hat das Thema „nachhaltige Ernährung“ durch verschiedene Lehraufgaben vertieft behandelt und schaut, was hinter unserem Konsum steckt und wie er sich auf unser Verhalten auswirkt.
2) Wie sieht ein typischer Tag mit dem wandernden, klimafreundlichen Mittagstisch aus?
Lisa Langosch: Wir starten morgens mit den Einrichtungsmitarbeitenden und Ehrenamtlichen in der Location, in der der Mittagstisch stattfindet. Es geht los mit Gemüse schnibbeln. Parallel starten wir im Depot des Generationenhauses und suchen alle Materialien zusammen: Tipps, Flyer, Rezeptkarten, Broschüren zum Motto des jeweiligen Tages. All das packen wir zusammen mit unserer wandernden Grundausrüstung an Plakaten, Aufstellern, To-Go-Pfandbehältern, der Kasse usw. in einen Bollerwagen und bringen es zur Location.
Ab 11:30 Uhr trudeln die Gäste ein und es entsteht ein geselliges Beisammensein, bei dem Gespräche zwischen Jung und Alt entstehen. Wir gehen dann auf die Leute zu und suchen das Gespräch zu Ernährungsfragen. Ab und zu haben wir auch Referent*innen beim Mittagstisch, etwa Produzent*innen aus der Region. Diese Infos aus erster Hand sind meist sehr eindrücklich und die Leute können Fragen stellen. Am Ende des Mittagstischs wird dann zusammengeräumt, aufgeräumt, abgewaschen und die Lebensmittelreste wandern zum Jugendhaus. Das sind unsere Resteverwerter, weil wir auf keinen Fall Lebensmittel wegwerfen wollen.
3) Welche wesentlichen Herausforderungen zeichnen sich für euer Projekt in der Zukunft ab?
Lisa Langosch: Wir arbeiten gerade daran, wie der Mittagstisch ohne Projektleitung von den Einrichtungen selbst gestemmt werden kann. Bisher ist der Mittagstisch ein isoliertes Event und schwer mit dem Alltag aller Einrichtungen vereinbar. Manche haben eine Cafeteria oder Mensa in ihrem Konzept vorgesehen, andere nicht. Ziel ist es, den klimafreundlichen Mittagstisch besser in den Alltag zu integrieren und auch das Thema Ernährung generell noch mehr in Schulen aufzugreifen. Dafür müssten Schüler*innen vom Unterricht freigestellt werden. Unsere Vision ist, dass Schüler*innen ein Zertifikat für ihr soziales Engagement erhalten, das sie ihrem Zeugnis beifügen können. Mit dem ersten Projektdurchlauf konnten wir experimentieren und erste Erfahrungen sammeln. Wir sind dankbar für die finanzielle Unterstützung der FLÜWO Stiftung im ersten Projektjahr. Schön wäre es jetzt, gemeinsam weiter an den Knackpunkten zu feilen.
Mehr Informationen
Über das Stadtteilprojekt „Nachhaltig im Hallschlag“
Der wandernde Mittagstisch wurde gefördert von der FLÜWO Stiftung. Mehr über den Projektförderer, der die Stärkung von Quartieren und Nachbarschaften zum Ziel hat, erfahren Sie hier.
Bildnachweis: Forum 376 / Nachhaltig im Hallschlag